Kloster Weißenohe

Steckbrief Kloster Weißenohe
Kloster: Weißenohe
Landkreis: Forchheim
Pfarrei: Weißenohe
Diözese: Bamberg
Orden: Benediktiner
Patrozinium: St. Bonifatius
Gründer: Pfalzgraf Aribo IV.
Weiternutzung nach der Säkularisation
Die Klostergebäude wurden 1804 verkauft und 1850 bis auf einen Flügel abgebrochen.
Kloster Weißenohe – lange ein Spielball der Mächte


Wer in das 25 Kilometer nordöstlich von Nürnberg gelegene Weißenohe kommt, der sieht schon von weitem den 45 Meter hohen Turm der heutigen Pfarrkirche, die einst das spirituelle Zentrum des Klosters bildete. Zusammen mit dem einstigen Abt- und Gästeflügel sowie den vorgelagerten Wirtschaftsgebäuden des ehemaligen Klosters beherrscht die Kirche das Ortsbild. Die Wurzeln des Klosters reichen zurück ins 11. Jahrhundert, in Weißenohe nennt man sogar 1053 als das Gründungsjahr, worüber es aber keinen Nachweis gibt. Als erste gesicherte Nachricht bestätigte Papst Paschalis II. im Jahr 1109 die Stiftung des Klosters durch den 1102 verstorbenen Pfalzgrafen Aribo IV. zu Ehren des hl. Bonifatius. Die ersten Mönche kamen wohl aus dem benediktinischen Reformkloster Michelsberg bei Bamberg. Die Anfangsjahre von Weißenohe fielen in die Zeit des Investiturstreits. Aufgrund seiner
Treue zu Rom erlangte der Konvent auch nach dem Wormser Konkordat von 1122 päpstliche Vollmachten, zu denen vor allem
die freie Abtwahl und die freie Wahl des Vogtes als Rechtsbeistand gehörten. Mit dem 1151 erteilten Recht, über jeden, der dem Kloster Schaden zufügt, die Exkommunikation aussprechen zu dürfen, stärkte Papst Eugen III. die Autorität der Gemeinschaft ganz wesentlich. Die Bestätigung des Güterbesitzes durch Papst Cölestin II. im Jahr 1195 bildete zudem eine wichtige Voraussetzung für die klösterliche Grundherrschaft. Weißenohe war eine kleine Klostergemeinschaft. So bestand der Konvent 1327 nur aus dem Abt und drei Patres und bei der Abtwahl von 1430 nur aus zwei Priestermönchen, denen überdies weder die Klosterdisziplin noch die Verwaltung der ökonomischen Grundlagen ihres Konvents besonders am Herzen lag.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts führten dann sinkende Wirtschafts-
kraft und, daraus resultierend, eine hohe Verschuldung sowie religiöse und juristische Auseinandersetzungen zum Niedergang des Klosters. So wurde die Benediktinerabtei zu Beginn des 16. Jahrhunderts zum Spielball der drei umliegenden Mächte Bamberg, Nürnberg und der Oberpfalz, zwischen denen sie beinahe aufgerieben wurde. Aufgrund
seiner geographischen Lage – das heute zu Oberfranken gehörende Weißenohe war über viele Jahrhunderte hinweg ein Bestandteil der Oberpfalz – ragte es geradezu wie ein Fremdkörper in das Gebiet der Reichsstadt Nürnberg und war zeitweise vollständig von der Oberpfalz getrennt. Nürnberg ließ deshalb nichts unversucht, seine meist ungerechtfertigten Ansprüche über Jahrhunderte hinweg geltend zu machen. Auch der Bischof von Bamberg versuchte immer wieder Einfluss zu nehmen. Während des Landshuter Erbfolgekriegs wurde Weißenohe 1504 besetzt, und Abt Eucharius Gozmann musste der Stadt Nürnberg huldigen. Als sich die Mönchsgemeinschaft 1507 unter den Schutz des Bamberger Bischofs stellte, suchte Nürnberg seine Ansprüche militärisch durchzusetzen. Reichsstädtische Truppen fielen
plündernd und brandschatzend ein. Über Jahre dauerten die Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Hochstift Bamberg und der Reichsstadt Nürnberg an, ehe ein 1523 geschlossener Vertrag zwischen Nürnberg und der Kurpfalz für klare Verhältnisse sorgte: Nürnberg behauptete zwar die hohe Gerichtsbarkeit, doch alle übrigen Rechte
gingen an die pfälzischen Kurfürsten. Wohl noch am Tag des Ablebens des letzten Abtes Achatius von Hirschheid im Jahr 1554 wurde das Benediktinerkloster von der protestantischen Pfalz in Besitz genommen und in ein Klosteramt übergeführt, das sich um die Verwaltung der Liegenschaften des aufgelösten Klosters kümmerte.



Die Reformation hatte Weißenohe erreicht: Erleichtert wurde dies auch dadurch, dass sich mit Johann Modschidler einer der zwei noch verbliebenen Mönche zur lutherischen Lehre bekannte und als Administrator das Klosteramt übernahm. Es folgten in Weißenohe rund 100 Jahre mit beständigen Religionswechseln:
lutheranisch, calvinistisch, katholisch. Nach der Rekatholisierung der Oberpfalz durch das Kurfürstentum Bayern konnte das aufgehobene Kloster dank der Förderung durch Kurfürst Ferdinand Maria wieder besetzt werden. Bereits 1661 zogen zwei Benediktiner aus Prüfening bei Regensburg in die alten Klostergebäude ein. Am 26. Juli 1669 kam es zur endgültigen Erneuerung des Konvents.
Im Jahr 1695 folgte dann die Wiedererhebung als eigenständige Abtei. Die von Prüfening ausgesandten Prioren waren teilweise hochgelehrte Theologen, die noch während der Vorbereitungen für den Neubau des Klosters mit der Einrichtung eines theologischen Studienseminars begannen.
Von der Blütezeit des Klosters im 18. Jahrhundert zeugt seine barocke Kunstpflege: Schon 1690 legte man den Grundstein für einen neuen Konvent Bau und die Kirche, die 1707 fertiggestellt waren; die alte Klosteranlage und die Kirche waren in dieser Zeit sukzessive abgebrochen worden. Zwischen 1725 und 1727 entstand der heute noch erhaltene Prälaten Flügel, der Mitte des 18. Jahrhunderts um ein großzügiges Treppenhaus ergänzt wurde. Die Vierflügelanlage bot repräsentative Räume, die das erneuerte Selbstverständnis des Prälaten Klosters widerspiegelten. Der geistige Anspruch der klösterlichen Gemeinschaft kam nicht zuletzt in ihrer reichen Festkultur zum Ausdruck, etwa in von den Äbten verfassten Singspielen und Kantaten. Eine reichhaltige Bibliothek und ein Naturalienkabinett zeugten zudem von großem wissenschaftlichem Interesse. Im Jahr 1785 wurde sogar eine eigene Druckerei im Kloster eingerichtet.
Dem Konvent gehörten im 18. Jahrhundert deshalb auch hervorragende Gelehrte an: Pater Marian Dobmayr lehrte als Professor für Dogmatik am kurfürstlichen Lyzeum in Amberg sowie an der bayerischen Landesuniversität Ingolstadt, und Pater Willibald Schrettinger war als Verfasser von Lehr- und Handbüchern ein Begründer der Bibliothekswissenschaft und später Kustos an der Hof- und Staatsbibliothek in München. Pater Schrettinger war es auch, der die Aufhebung seines Klosters wesentlich beförderte: Mit sieben Mitbrüdern richtete er das Auflösungsgesuch an die Regierung in München. Nachdem Weißenohe bereits im Februar 1802 unter kurfürstliche Administration gestellt worden war, erging 1803 im Rahmen der Säkularisation der endgültige Aufhebungsbescheid. Die Klostergebäude und die Güter, darunter 32 Bauernhöfe und 129 Häuser in zwölf Dörfern sowie Wälder und Ackerland gingen in Staatsbesitz über und wurden größtenteils 1804 versteigert. Bereits 1803 wurde die Brauerei verkauft, die seit 1827 von der Familie Winkler geführt wird. Ein kleiner Teil der klösterlichen Bücher-sammlung gelangte zwischen 1805 und 1807 in die Provinzial-bibliothek nach Amberg. Die Abteikirche diente fortan als Pfarrkirche. Das Klosterrichterhaus wurde als Pfarrhof genutzt. Mitte des 19. Jahrhunderts fielen dann der östliche und südliche Flügel der früheren Klosteranlage, in denen vorwiegend Wohnungen untergebracht waren, einem Brand zum Opfer, so dass heute nurmehr die von den Flammen verschonten Gebäude erhalten sind.
Der östliche und südliche Klosterflügel musste nach dem Brand abgerissen werden, die Steine der alten Mauern wurden teilweise in den Häusern des Orts verbaut.
Ungewiss bleibt die Frage nach der Nutzung des verbleibenden Abts Flügels. Bis in die 1970er Jahre bewohnt, stand er lange leer, wurde dann aufwändig restauriert, diente einige Zeit als Tagungshaus eines privaten Unternehmens. Jetzt ist es in der Hand des fränkischen Sängerbundes. Seit 2023 wird dieses wunderschöne Gebäude mit Fördermittel und viel Elan zu einer Chorakademie umgebaut und restauriert. Tatsächlich wird dabei auch ein neues Gebäude entstehen, das sich harmonisch an den Prälaten Bau anschmiegt, um genügend Übernachtungsmöglichkeiten anbieten zu können.
